Exkursion 2021

Exkursion Saarland/Luxemburg

Die für 2020 vorgesehene Fachexkursion der Sektion Hessen der DGfK musste Corona-bedingt verschoben werden und wurde vom 10. bis 12. September 2021 durchgeführt. Ziel war das Saarland und Luxemburg. An der Exkursion beteiligten sich 34 Mitglieder und Gäste. Zu Beginn der Reise erhielten die Teilnehmer*innen einen ausführlichen Exkursionsführer mit Stadtplänen, topographischen sowie zahlreichen thematischen Karten. Während der Hinfahrt über Mainz, Alzey, Kaiserslautern und Saarbrücken informierte der Exkursionsleiter über die geologische wie geomorphologische Entstehung und Entwicklung des Raumes.

Zur Mittagszeit wurde in Saarbrücken ein längerer Halt eingelegt, der einen individuellen Rundgang durch die Stadt möglich machte.


Saarbrücken. Das im neugotischen Stil erbaute Rathaus St. Johann im Zentrum der Altstadt (Foto: W.-F. Bär)

Die barocke katholische Kirche St. Johann, die 1975 vom Papst Paul VI. zur „basilica minor“ erhoben wurde (Foto: W.-F. Bär)

Im Anschluss wurde das nahe gelegene Völklingen angesteuert, um hier die seit 1986 stillgelegte Eisenhütte zu besichtigen. Die Völklinger Hütte, ein imposantes historisches Wahrzeichen der Industriebaukunst, gehört seit 1994 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Besichtigung durch die jetzt als Industriemuseum geltende Anlage erfolgte in zwei parallelen Gruppen. Zunächst wurden die Gebläsehalle, die Sinterhalle und die Möllerhalle vorgestellt. In der Gebläsehalle stehen große Gasmaschinen, die ehemals mit Gichtgas angetrieben wurden, um die Eisenerze in der Sinterhalle durch Erhitzung bis zur Schmelztemperatur zu bringen. In der Möllerhalle wurde der sogenannte Möller, ein Gemisch aus Eisenerz, Sinter, Schrott und Kalk, für die Hochöfen zusammengefügt. Hängebahnwagen brachten ihn über Schrägaufzügen auf die Gichtbühne, wo er in die Hochöfen gekippt wurde. Die Umwandlung der Steinkohle zu Koks fand in der Kokerei statt.


Weltkulturerbe Völklinger Eisenhütte. Exkursionsteilnehmer*innen bei der Besichtigung in der Gebläsehalle (Foto: W. Mehlitz)

Völklinger Hütte. Schrägaufzug zur Beförderung des Erzes auf die Gichtbühne (Foto: W. Mehlitz)

Beide Führerinnen stellten auch die schweren Arbeitsbedingungen und die harten Lebensverhältnisse der damaligen Werktätigen heraus, betonten aber auch die bereits vom Eigentümer Röchling eingeführten sozialen Einrichtungen. Während der Weltkriege wurden in der Völklinger Hütte hauptsächlich Rüstungsgüter hergestellt, tausende, vorrangig ausländische Kräfte wurden hier zur Arbeit gezwungen. Wieder in Saarbrücken und nach dem Einchecken im Hotel konnte der Abend individuell gestaltet werden.

Der zweite Exkursionstag führte nach Luxemburg. Der Vormittag galt einem zweistündigen geführten Rundgang durch die Hauptstadt des Landes. Zwei Führer des City Tourist Office stellten den Exkursionsteilnehmern*innen in kompetenter Weise die architektonischen Sehenswürdigkeiten der einstigen Festungsstadt vor. Ausgehend vom Rathaus an der zentral gelegenen Place Guillaume II wurden der Großherzogliche Palast, die Abgeordnetenkammer, die engen Gassen um den Fischmarkt mit seinen Altbauten, die Michaelskirche, die Justizgebäude am Plateau de Saint Esprit, die Place de Clairefontaine mit dem Denkmal der Großherzogin Charlotte, die Kathedrale Notre-Dame sowie die Place d’Armes vorgestellt.


Luxemburg. Blick von der Promenade de la Corniche auf die Unterstadt, im Hintergrund der Bockfelsen mit den Kasematten, in der Ferne die Europastadt am Kirchberg (Foto: W. Mehlitz)

Vom Bockfelsen aus hatte man eine großartige Sicht zur Unterstadt mit dem Mäander der Alzette und zu den modernen Bauten der europäischen Institutionen. Besonders eindrucksvoll war die Begehung der Promenade de la Corniche, des sogenannten „schönsten Balkons Europas“, die entlang des Steilhangs verläuft.


Die Kathedrale Notre-Dame von Luxemburg aus dem 17. Jh. Davor das Denkmal an Großherzogin Charlotte (Foto: W.-F. Bär)

Am frühen Nachmittag wurde die Stadt Echternach angesteuert, deren Entstehung auf die im 7. Jh. erfolgte Gründung eines Klosters durch den angelsächsischen Mönch, den Heiligen Willibrord, zurückzuführen ist. Besichtigt wurden hier vorrangig die Basilika mit dem Informationszentrum zur traditionellen Springprozession. Die Krypta mit der Grabstätte des Heiligen und das Abteimuseum konnten leider wegen Hochwasserschäden nicht besucht werden. Die spätere Benediktinerabtei war im Mittelalter durch ihre Schreiberschule berühmt geworden.


Ansicht der Basilika Sankt Willibrord in Echternach, ehemalige Klosterkirche des Benediktinerordens (Foto: W.-F. Bär)

Echternach. Innenraum der ehemaligen Pfarrkirche Sankt Peter und Paul (Foto: W. Mehlitz)

Von Interesse waren weiterhin in Echternach der Marktplatz mit dem Denzelt („Dingstuhl“), ehemals Gerichtshaus, heute Rathaus, und dem Justizkreuz, die Sankt Peter und Paul-Kirche sowie die römische Villa. Unerwarteterweise fand an diesem Tag in Echternach der UTML Ultratrail Mullerthal statt, ein Lauf, der sehr zur Belebung der Innenstadt beitrug und einem Volksfest glich.

Die Rückfahrt nach Saarbrücken erfolgte zunächst parallel zum Lauf der Saur bis Grevenmacher und anschließend entlang der Mosel, eine eindrucksvolle Schichtstufenlandschaft, deren Entstehung und Aufbau der Verfasser vom Bus aus erläuterte. Wieder im Hotel verbrachte man den Abend beim gemeinsamen Buffet.

Die Leitung des dritten Exkursionstages übernahm der Diplom-Umweltwissenschaftler Dr. Thomas Iserloh von der Physischen Geographie der Universität Trier und führte in den Raum der Unteren Saar. Über Saarburg, Wiltingen und Kommlingen erreichte man den 283 m über NHN hoch gelegenen Galgenberg. Die Winzerfamilie Kirchen aus Oberemmel bewirtete hier die Exkursionsteilnehmer*innen mit Wein und einem Snack. Die vorzügliche Lage dieses Aussichtspunktes ermöglichte bei ausgezeichneten Wetterverhältnissen eine weite Sicht auf die Saar mit ihren Flussmäandern.


Panoramabild des Kanzemer/Wiltinger Saarmäanders, aufgenommen vom 283 m hoch gelegenen Galgenberg. Auf dem Gleithang die Ortschaft Kanzem, rechts davon die steilen Weinbergslagen am Filzer Berg (Foto: W. Mehlitz)

Dr. Iserloh erläuterte an dieser Stelle die Landschaftsentwicklung und verwies dabei anhand der Kartendarstellungen im Exkursionsführer auf die zahlreichen Laufverlegungen, die hinterlassenen Umlaufberge sowie auf die im Pleistozän unter periglazialen Verhältnissen entstandenen Terrassenniveaus. Besonders auffällig erschienen am Filzer Berg die extremen Steillagen des Weinguts von Othegraven.

Am südexponierten Steilhang gegenüber von Schoden und vor dem Weingut van Volxem wurde ein kurzer Halt eingelegt. Dieser Standort erlaubte einen guten Blick in den Zusammenfluss von Saarkanal und Saar, die ab hier in einem fast rechten Winkel die Richtung wechselt. An diesem hervorragend orientierten Hang, der Saarfeilser Lage, wird die Riesling-Traube angebaut. Themen waren hier der Saarkanal sowie Fragen zur Bodenbearbeitung und zur Weinstockunterkultur. Im Hintergrund deutlich auszumachen war die Ayler Kupp mit ihren mit Wein bestandenen Hängen.


Einmündung des Saarkanals in die Saar bei Schoden (Foto: W. Mehlitz)

Der nächste Standort lag östlich Wawern am südorientierten Hang des Jesuitenbergs und gehört zum Gelände des Weinguts Dr. Frey in Kanzem. Hier befindet sich das Testfeld der Universität Trier, in dem die Physische Geographie seit 2017 Untersuchungen im Rahmen des Diverfarming-Projekts vornimmt. Wie Dr. Iserloh berichtete, werden an dieser Hangpartie diversifizierte Anbausysteme getestet und studiert. Eine besondere Rolle spielt dabei die Bodenerosion, die hier im Zusammenhang mit dem Wasserhaushalt, der Anwendung verschiedener Unterkulturen wie Oregano und Thymian und dem Erhalt der mineralischen Nährstoffe beachtet wird. Zu den erfassten Parametern zählen fernerhin die Mikroklimadaten. Ziel ist u. a die Erhöhung der Produktivität und der Pflanzenqualität unter ökologischen Bedingungen durch Vermeidung von Maschineneinsatz, Düngemitteln und Pestiziden.


Exkursionsgruppe am Versuchsfeld Jesuitenberg des Fachbereichs Physische Geographie der Universität Trier. Dr. Iserloh bei den Erläuterungen des Diverfarming-Projekts (Foto: W. Mehlitz)

Am Nachmittag besuchte die Exkursionsgruppe das Weingut Alois Kirchen in Konz-Oberemmel, ein Unternehmen, welches der Physischen Geographie der Universität Trier bei ihren wissenschaftlichen Forschungsarbeiten über Erosion in den Weinbergen zur Seite steht. Gast war auch Dr. J. Ries, Professor für Physische Geographie an der Universität Trier, langjähriger Kollege des Verfassers in Frankfurt a. M. und Leiter der 2001 durchgeführten Fachexkursion der DGfK-Sektion Hessen in den Schwarzwald/Kaiserstuhl. Während des hiesigen Aufenthaltes erfolgte in zwei parallelen Gruppen eine Besichtigung mit Führung durch die Weingutsanlagen und mit Traktor und Planwagen eine erfrischende Fahrt zum hochgelegenen betriebseigenen Karlsberg-Wingert.


Blick vom Karlsberg-Wingert nach Oberemmel. Im Vordergrund ausgedehnte Weinfelder (Foto: W. Mehlitz)

Der späte Nachmittag galt der Rückfahrt nach Frankfurt a. M., das über Konz und Trier sowie der Hunsrückhöhenstraße und Mainz gegen 20:00 Uhr erreicht wurde.

 

Werner-Francisco Bär, Oberursel (Ts)

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© Sektion Hessen der Deutschen Gesellschaft für Kartographie