Exkursion 2017

Passau und südlicher Böhmerwald

Vom 21.-24. September 2017 unternahm die Sektion Hessen der DGfK ihre 45. Fachexkursion. Sie stand in diesem Jahr unter dem Thema „Passau und südlicher Böhmerwald“. Zu Reisebeginn wurde den Teilnehmern ein ausführlicher Exkursionsführer mit Stadtplänen der zu besuchenden Städte, thematischen Karten zur Geologie und Gewässerkunde sowie Texten zu kunstgeschichtlichen Objekten ausgehändigt. Bedingt durch einen schweren Unfall auf der Autobahn nahe der Ausfahrt Marktheidenfeld, bei der drei Lastwagen und vier Pkws involviert waren, geriet die Fahrt ins Stocken bis zum absoluten Stillstand. Die A3 wurde vollständig gesperrt, der Verkehr wurde später über Würzburg bzw. Wertheim umgeleitet. Eine Weiterfahrt erfolgte erst nach mehr als sieben Stunden.


Vollsperrung der Autobahn A3 nahe Marktheidenfeld. Im Hintergrund der aufgeschlossene Buntsandstein des Spessarts (Foto: W.-F. Bär)

In Nürnberg-Fischbach kam PD Dr. K.-M. Moldenhauer (Lehrstuhl Geomorphologie, Universität Bayreuth) hinzu, der die Exkursion fachlich unterstützte. Durch die eingetretene Verzögerung musste das geplante Exkursionsprogramm mit Regensburg, Bogen und Deggendorf zwangsläufig ganz gestrichen werden, Passau wurde erst drei 3 Stunden später als vorgesehen erreicht. Dort stießen die letzten beiden der insgesamt 39 Exkursionsteilnehmer dazu.

Am Morgen des zweiten Exkursionstages stand die Auffahrt zu der sich oberhalb der Innstadt befindenden Wallfahrtskirche Mariahilf auf dem Programm, von deren Aussichtsplattform man einen prächtigen Blick auf den Inn und auf die sogenannte italienische Seite von Passau hat. An diesem Standort beschrieb der Exkursionsleiter die geographische Situation der Stadt, Dr. Moldenhauer ging im Speziellen auf die Geologie und Geomorphologie des Raumes einschließlich der Flussentwicklung sowie auf die Probleme der Hochwasserstände bei bestimmten Wetterlagen ein.


Blick von der Aussichtsplattform der Wallfahrtskirche Mariahilf auf die Stadt Passau. Dr. Moldenhauer erläutert Geologie und Geomorphologie des umliegenden Raumes (Foto: A.Illert)

Die Wallfahrtskirche wurde Anfang des 17. Jahrhunderts errichtet, eine 321-stufige Gebetsstiege führt von der Stadt zu ihr empor. Wieder zurück am Innkai erfolgte ein Stadtrundgang, bei dem die Stadtführer die geschichtliche Entwicklung Passaus und deren bedeutende Bauten vorstellten. Sie führten die Gruppen von der Innpromenade durch enge Gassen zum Rathaus, durch die Höllgasse zum Residenzplatz mit seinen barocken Prachtbauten und zum Domplatz.


Fassade des Alten Rathauses in Passau (Foto: W. Mehlitz)

Passau, Hochwassermarken am Turm des Alten Rathauses. Besondere Aufmerksamkeit galt dem Stand vom 03. Juni 2013 (Foto: W. Mehlitz)

Im Anschluss daran lauschten die Reiseteilnehmer beim Mittagskonzert im barocken Dom St. Stephan den Klängen der weltberühmten Orgel. Das Instrument, aus fünf unterschiedlichen Teilorgeln bestehend, weist 233 Register und 17.974 Pfeifen auf und wird vom fünfmanualigen Hauptspieltisch betätigt. Domkapellmeister Andreas Unterguggenberger spielte Stücke von Buxtehude, Muffat, Bach, Mendelssohn Bartholdy und Dubois.


Westfassade des barocken Passauer St. Stephan Doms (Foto: W. Mehlitz)

Weltberühmte Domorgel. Die Hauptorgel im Zentrum über der Empore wird von der Evangelienorgel im Norden und der Epistelorgel im Süden flankiert
(Foto: W. Mehlitz)

Der Nachmittag stand den Teilnehmern zur freien Verfügung und konnte demzufolge individuell gestaltet werden. Mehrere unternahmen mit einem Passagierschiff die 45-minütige sog. Dreiflüsse-Stadtrundfahrt oder fuhren mit dem Shuttle-Bus hinauf zu der auf der Nordseite der Stadt hoch über Donau und Ilz gelegenen Veste Oberhaus mit herrlichem Blick auf Passau und Umgebung. Wiederum andere begaben sich zum Dreiflüsseeck oder erkundeten detaillierter die historische Altstadt.


Passau, Einmündung der Ilz in die Donau. Auf dem Georgsberg die Veste Oberhaus, im Vordergrund Veste Unterhaus und St. Salvatorkirche
(Foto: W.-F. Bär)

Blick von der Veste Oberhaus auf die Einmündung des Inn in die Donau, erkennbar am Farbunterschied des Wassers. In der Mitte des Bildes die Ortsspitze, dem östlichen Teil der Altstadt Passaus (Foto: W.-F. Bär)

Der dritte Exkursionstag führte die Teilnehmer über Freyung im Bayerischen Wald und dem Böhmerwald in Tschechien entlang des Lipno-Stausees im Nationalpark Šumava nach Český Krumlov (Krumau). An einem Standort südöstlich Volary erläuterte Dr. Moldenhauer anhand von geologischen und geomorphologischen Karten Aufbau des im Wesentlichen aus Gneisen und Graniten bestehenden Grundgebirges der Böhmischen Masse sowie die Entstehung der hier vorliegenden Rumpfflächen.


Český Krumlov (Krumau). Blick auf die an einem Doppelmäander der Vlatava (Moldau) liegenden böhmischen Stadt. Links im Bild die Schlossanlage, ihr gegenüber die Innenstadt mit der herausragenden St. Veit Kirche
(Foto: W. Mehlitz)

Český Krumlov. Die nahezu 100 m hohe Mantelbrücke überwindet den Burggraben und stellt die Verbindung zwischen Schloss und Schlossgärten dar
(Foto: W. Mehlitz)

Die mittelalterliche Burganlage am nördlichen Ufer der Moldau in Český Krumlov (Foto: W.-F. Bär)

Český Krumlov beherbergt heute über 50.000 Einwohner und ist vorrangig wegen seiner prächtigen Lage an einem Doppelmäander der Moldau sehr attraktiv. Am Fuß des Mäandersteilhangs liegt der Stadtteil Latrán und darüber das alles überragende Schloss mit den dazu gehörigen Gartenanlagen. Auf der gegenüberliegenden Seite, am Gleithang des Mäanders, ist die innere Stadt zu finden, im Zentrum mit ihrem quadratischen Svornosti-Platz und an höchster Stelle mit der St. Veit-Kirche. Viele Gässchen voller Boutiquen und weiterer Einkaufsläden, Restaurants und Cafés schmücken den idyllischen Ort.


Marktplatz in Český Krumlov mit Pestsäule und Brunnen (Foto: W.-F. Bär)

Zeile typischer Häuser in der Široká Straße in Český Krumlov
(Foto: W.-F. Bär)

Die historische Altstadt mitsamt ihrer Schlossanlage zählt seit 1992 zum UNESCO-Weltkulturerbe. In Český Krumlov wurde ein Halt von über fünf Stunden eingelegt, so dass die Exkursionsteilnehmer genügend Zeit für einen intensiven Rundgang hatten. Wieder zurück in Passau wurde im Hotel gemeinsam das Abendessen eingenommen.

Am Beginn des letzten Exkursionstages stand der Besuch der zur Diözese Regensburg gehörenden Benediktinerabtei Metten bei Deggendorf auf dem Programm und hier insbesondere eine Führung in der berühmten Klosterbibliothek, ein Kleinod des Spätbarocks. Die Bibliothek ist in zweischiffige Raumabschnitte untergliedert, deren mit Fresken ausgestattete Gewölbe von Atlantenfiguren getragen werden. Hervorzuheben sind die prächtigen Stuckarbeiten sowie die zahlreichen verzierten Bücherschränke. Die Bibliothek umfasst ca. 200.000 Bände, darunter etwa 20.000 aus der Zeit vor 1800. Eine Begehung des großartigen Festsaals sowie des Kirchenraumes beendete den Besuch.


Benediktinerabtei Metten. Westfassade der Kirche St. Michael
(Foto: W. Mehlitz)

Festsaal der Benediktinerabtei Metten. Gemälde Karls des Großen
(Foto: W. Mehlitz)

Von Metten aus führte die Fahrt auf Nebenstraßen über die Höhen des Bayerischen Waldes nach Viechtach, um hier den nahe gelegenen Pfahl zu besichtigen. Hierbei handelt es sich um einen im Wesentlichen aus Quarz bestehenden Gesteinsgang, der durch Erosion der umgebenden Schichten zutage tritt. Der bis zu 30 m hohe Pfahl streicht NW-SE und erreicht eine Gesamtlänge von etwa 150 km.


Der Pfahl im Bayerischen Wald nordwestlich des Ortes Viechtach
(Foto: W. Mehlitz)

Gruppenbild der Exkursionsteilnehmer am Fuße des Pfahls (Foto: W. Mehlitz)

Marktplatz in Cham mit St. Jakobskirche und Rathaus (Foto: W.-F. Bär)

Im Anschluss wurde die Stadt Cham angesteuert, um eine Mittagspause einzulegen. Frankfurt am Main wurde trotz einiger verhältnismäßig kurzer Staus gegen 20:45 Uhr erreicht.

 

Werner-Francisco Bär, Oberursel (Ts)

nach oben
© Sektion Hessen der Deutschen Gesellschaft für Kartographie