Exkursion 2004

Mittelrheintal/Euskirchen

Am Sonntag, dem 06.06.2004 startete der Exkursionsbus der Sektion Hessen der DGfK um 9:45 Uhr am Frankfurter Hauptbahnhof. Nach einem Halt in Wiesbaden, wo weitere Teilnehmer aufgenommen wurden, konnte mit 37 Teilnehmern das erste Etappenziel, die Burg Klopp in Bingen angefahren werden. Bei blauem Himmel mit kleineren Wölkchen gab es von hier einen wunderschönen Blick auf den gegenüberliegenden Rheingau. Dazu gab es geologische und geomorphologische Erläuterungen zum Rheinischen Schiefergebirge im Allgemeinen und speziell zu den Durchbruchstälern von Nahe und Rhein von unserem erfahrenen Exkursionsleiter Dr. Bär.

Weiter ging die Fahrt linksrheinisch bis zur Pfalzgrafenstein, wo die Gestalter des Nachmittagsprogramms der Exkursion, das Ehepaar Müller aus Urbar, zustiegen. Nach der Mittagspause in Oberwesel, mit der Möglichkeit, die historische Stadtmauer zu besichtigen und auch zu begehen, brachte uns der Bus hinauf zur Hochfläche Oberwesel/Urbar. Begleitet wurde diese Fahrt schon mit weinbauspezifischen Informationen von Herrn Müller, der als ortsansässiger Winzer diese Materie ganz genau kennt.

Auf der Höhe angekommen, erfolgte die Begehung des Höhenweges zwischen den Aussichtspunkten „Büttenplatz" und „Loreleyblick Maria Ruh", unterbrochen mit Erläuterungen zum Weinbau mit Verköstigung des dort entstandenen, jetzt wohlschmeckend vergorenen Rebensaftes und mit Erläuterung des geomorphologischen Formenschatzes mit Genese und geologischem Aufbau des mittleren Rheintals mit den Verebnungsflächen und Terrassen des Rheinischen Schiefergebirges durch Herrn Dr. Bär, der auch die wirtschaftsgeographischen Aspekte, wie Bahnverkehr und Schiffsverkehr ansprach.


Dr. Bär erläutert Geologie und Geomorphologie der Rheinterrassen
(Foto: B. E. Beinstein)

Beeindruckend waren auch immer wieder die schönen Ausblicke in das Rheintal und zum gegenüberliegenden Loreleyfelsen.

 


Blick auf die Loreley und ins Rheintal (Foto: B. E. Beinstein)

Nach der Stärkung mit Kaffee und Kuchen in der Gaststätte „Loreleyblick" war noch der Besuch in den kühlen Kellern des Urbarer Winzervereins Programmpunkt, wobei hier der Weg des Rebensaftes nach der Lese erläutert und Winzersekt verköstigt wurde. Dem Ehepaar Müller gebührt herzlicher Dank für die hervorragende Führung, Information und Gastlichkeit, die uns gewährt wurde!

Der Nachmittag war nun schon weit vorgerückt und so brachte uns der Bus hinunter nach Boppard, wo im „Hotel Rheinlust" Quartier bezogen wurde. Doch das Tagesprogramm war noch nicht bewältigt. Der würdige Abschluss des Tages konnte im Weinhaus „Heilig Grab" beim Abendessen und - wie könnte es anders sein - bei einer zünftigen Weinprobe begangen werden. Wer durch die Weinbergwanderung noch nicht müde genug war, der hatte wohl jetzt mit Bacchus' Hilfe die nötige Bettschwere!

Frisch ausgeruht und bei strahlendem Sonnenschein verließen wir Exkursionsteilnehmer am nächsten Tag mit dem Bus das Städtchen Boppard und das Rheintal und machten uns auf den Weg zur Autobahn. Ziel war das Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr (AGeoBw) in Euskirchen. Auf dem Weg dorthin durch die Eifel gab es lehrreiche Erläuterungen zur Geologie und Geomorphologie dieser vulkanisch entstandenen Landschaft.

Angekommen in Euskirchen wurden wir herzlich von Oberstleutnant Huber im Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr begrüßt und das überaus informative Vortrags- und Besichtigungsprogramm konnte beginnen.


Besuchergruppe der Sektion Hessen beim AGeoBw (Foto: AGeoBw)

Zuerst stellte Oberstleutnant Schlarb das Haus und seine Aufgaben vor. Das neue Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr (AGeoBw) wurde am 12. März 2003 aus dem früheren Amt für Militärisches Geowesen, Euskirchen, dem Amt für Wehrgeophysik, Traben-Trarbach, und der Schule für Wehrgeophysik, Fürstenfeldbruck, sowie weiteren Teileinheiten aus den Streitkräften aufgestellt. Es ist das Herzstück eines bundeswehrgemeinsamen militärischen Fachdienstes und damit das einzige Fachamt für alle Geo-Belange der Bundeswehr. Die Bewertung der Geofaktoren Raum (bisher Militärgeographischer Dienst) und Umwelt (bisher Geophysikalischer Beratungsdienst) erfolgt nun in einem Hause. Hier wurden alle Geowissenschaften, die für die Bundeswehr von Bedeutung sind, wie Fernerkundung, Geodäsie, Geographie, Geoinformatik, Geologie, Kartographie, Klimatologie, Meteorologie und Ökologie/Biologie zusammengefasst. Hauptstandorte des AGeoBw sind Euskirchen und Traben-Trarbach, sowie Fürstenfeldbruck als Sitz des neu eingerichteten Ausbildungs- und Schulungszentrums für den Geoinformationsdienst der Bundeswehr (GeoInfoDBw).

Daneben gibt es mehrere kleinere Dienststellen in anderen Städten, jedoch viel weniger als vor der Neuorganisation. Auch das Aufgabenfeld hat sich sehr verändert. Beschäftigte sich das Amt vor den 90er Jahren noch fast ausschließlich mit der Herstellung und Bereithaltung von Karten und Informationen über das Bundesgebiet, so wurden in den 90er Jahren mehr und mehr Karten und Material über ausländisches Gebiet benötigt. Insbesondere durch die verschiedenen internationalen Einsätze der Bundeswehr wurde es erforderlich, Geoinformationen von allen Teilen der Erde für den Bedarf der Truppe zur Verfügung zu stellen. Dies sind auch Informationen und Bewertungen von Krisengebieten. Vereinbarungen mit anderen NATO-Ländern zum Austausch von Geoinformation sind hier sehr hilfreich. Die Einbindung in internationale Operationen führte dazu, dass die Herstellung von Karten und Geoinformationen über das Bundesgebiet für die militärische Nutzung zu einem hohen Anteil an die Landesvermessungsämter und das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie übertragen wurde.

Anschließend stellte Hauptmann Frölich die internationalen Kartenprodukte des Hauses vor. Dies sind im Wesentlichen Übersichts-, Erdteil- und Sonderkarten sowie Fliegerkarten. Als Beispiel wurde eine Gebietskarte von Afghanistan gezeigt, die Informationen zu Ethnien und Einsatzräume aufzeigt. Auch digitale Stadtpläne werden für den Auslandseinsatz der Truppe zum Teil innerhalb von zwei Tagen bereitgestellt. Das AGeoBw hat sich international verpflichtet, 134 Kartenblätter der Fliegerkarte zu bearbeiten, wobei hier das Bearbeitungsgebiet Nordafrika und die Ukraine umfasst.

Danach wurden verschiedene nationale militärische Karten und Kartenserien und ihre Besonderheiten vorgestellt. Nachdem am Nachmittag das umfangreiche Kartenlager und die leistungsfähige Druckerei besichtigt worden waren, referierte Oberstleutnant Baustel über die Bearbeitung und Bereitstellung von militärlandeskundlichen Informationen für das Krisenmanagement. Damit beschäftigt sich die Gruppe Regionen in der Abteilung Grundlagen / Geowiss. Datenbasis. Hier werden, getrennt nach den Regionen Nordafrika, Südafrika, Asien/Russland und Europa/Amerika/Ozeanien die verschiedensten landeskundlichen Informationen zu Ländern dieser Gebiete erarbeitet und für unterschiedliche Zwecke – auch für die Politik – bereitgestellt. Dabei werden auch Bewertungen von Spannungsfeldern und Krisenpotentialen einzelner Länder erarbeitet.

Eine weitere Präsentation erfolgte durch das Dezernat Fernerkundungsdaten. Hier wurde eindrucksvoll gezeigt, wie Satellitenbilder innerhalb 3-4 Wochen beschafft und dann für die verschiedensten Zwecke ausgewertet und genutzt werden. Ein Luftbildarchiv von ganz Deutschland steht hier für die weitere Nutzung bereit. Zum Abschluss bedankte sich unser Sektionsleiters Dr. Illert für den überaus informativen und eindrucksvollen Tag beim Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr in Euskirchen.

Im Rahmen des Begleitprogramms wurde am Nachmittag das Rheinische Freilichtmuseum Kommern besucht. Nun war der Nachmittag schon sehr weit fortgeschritten und es war Zeit, den Heimweg anzutreten. Nach kurzer Rast in St. Goarshausen und Zwischenhalt in Wiesbaden wurde schließlich Frankfurt am Main erreicht.

Wir möchten uns an dieser Stelle nochmals ganz herzlich für die hervorragende Betreuung durch Herrn Oberstleutnant Huber und die beeindruckenden Präsentationen beim Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr in Euskirchen bedanken. Dieser Tag wird uns sicher lange in Erinnerung bleiben. Wer noch dazu entscheidend beigetragen hat, ist Herr Dr. Bär, unser langjähriger ehemaliger Sektionsleiter, der noch immer die Fachexkursionen unserer Sektion so erstklassig plant und leitet. Auch ihm möchten wir herzlich danken und uns wünschen, dass noch viele solche schönen Exkursionen unter seiner Leitung durchgeführt werden können.

Bernd E. Beinstein, Frankfurt am Main

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© Sektion Hessen der Deutschen Gesellschaft für Kartographie