Schwäbisch-Fränkische Alb
Unter Leitung von Priv. Doz. Dr. K.-M. Moldenhauer und des Verfassers, beide vom Institut für Physische Geographie der Universität Frankfurt a. M., unternahm die Sektion Hessen der DGfK vom 19. zum 21. Juni 2009 ihre traditionelle Jahresexkursion. Räumlicher Schwerpunkt war dieses Mal die Schwäbisch-Fränkische Alb; übernachtet wurde in einem nahe Neuburg an der Donau gelegenen Hotel.
Am Vormittag des Hinfahrttages stand der Besuch des Instituts für Erhalt von Archiv- und Bibliotheksgut in Ludwigsburg auf dem Programm, eine Institution, die für die Sicherung des kulturellen Erbes Baden-Württembergs zuständig ist. Nach der Begrüßung durch den Leiter des Instituts, Herrn Frieder Kuhn, wurden in einer zweistündigen Führung den Teilnehmern die Arbeitsbereiche Mikroverfilmung, Papier und Restaurierung vorgestellt. Nebst theoretischen Erläuterungen wurden an praktischen Beispielen die Methoden zur Sicherungsverfilmung, der Papierbehandlung und Papierverarbeitung sowie die Arbeiten der Restauratoren an Pergamenten, Siegeln und Einbänden eindrucksvoll vorgeführt. Die Sektion Hessen dankt an dieser Stelle auch Frau Haberditzl für die Vorbereitung und Durchführung der Besichtigung.
Auf dem Weg nach Nördlingen erläuterte Dr. Moldenhauer die Schichtstufenlandschaft und besprach Entstehung und Auswirkungen des vor rd. 15 Mio. Jahren erfolgten Meteoriteneinschlags des Nördlinger Ries. Der ausgebildete Kraterrand konnte sowohl vom Daniel, dem hohen Stadtkirchturm Nördlingens, als auch bei der Durchfahrt des Gebietes deutlich ausgemacht werden. Nach einem Aufenthalt in Nördlingen mit Rundgang durch den Altstadtkern führte die Reiseroute weiter über Donauwörth nach Neuburg an der Donau.
Das Fachprogramm des 2. Exkursionstages begann mit einer geomorphologischen Einführung in das Altmühltal. Als Standort diente die am Stadtrand von Eichstätt südlich des Schelmenberges über der Altmühl gelegene Flussterrassenfläche. Im Anschluss fand die Besichtigung des Jura-Museums statt, das seit über 30 Jahren im Gemmingenbau der Willibaldburg untergebracht ist.
Nach einem einführenden Film über die Entwicklungsgeschichte der Erde wurden an ausgewählten Beispielen großartige Fossilfunde aus den ca. 150 Mio. Jahren alten Jura-Plattenkalken der Südlichen Frankenalb vorgestellt und anschaulich erläutert, darunter besonders erwähnenswert die Exemplare eines Flugsauriers, eines Urvogels und eines Schnabelfisches.
Zur Mittagszeit hatten die Exkursionsteilnehmer die Gelegenheit, sich in Eichstätt – wenn auch relativ kurz – individuell umzusehen und die Bauwerke des Ortskerns zu bewundern. Danach führte der Weg entlang des Altmühltals nach Pfünz und zum oberhalb des Ortes gelegenen ehemaligen Römerkastell „Vetonianis“. Vor der Begehung der Anlage nutzte Dr. Moldenhauer, der diesen Raum aus seiner ca. zweieinhalbjährigen Dozententätigkeit an der Universität Eichstätt ausgezeichnet kennt, den Standort, um das Exkursionsgebiet an Hand von Karten geologisch wie geomorphologisch in einen größeren Rahmen zu stellen und dessen Genese zu besprechen.
Hauptpunkt des Nachmittags war der folgende, zwischen Beilngries und Dietfurt gelegene Bereich des Ottmariner Trockentals auf der Nordseite des Arzbergs. Hier konnten der nunmehr trocken liegende Abschnitt des ehemaligen, seit 1950 aufgelassenen Ludwig-Donau-Main-Kanals und ein wenig weiter südlich der moderne, 1992 in Betrieb genommene Main-Donau-Kanal in Augenschein genommen werden. An beiden Standorten wurden Fragen vor allem zur Landschaftsentwicklung, zur Geoökologie und zur Wirtschaftlichkeit des Unternehmens, aber auch zur Bautechnik und zum Schiffsverkehr angeschnitten und diskutiert. Östlich des Arzbergs und unweit der stattlichen Schleusenanlage bei Dietfurt, konnte die Einmündung des Altmühlflusses in die heutige Wasserstraße ausgemacht werden. Wenige Kilometer weiter in Richtung Riedenburg ließen sich die für den Abschnitt der unteren Altmühl vorgenommenen ökologischen Ausgleichs- und Renaturierungsmaßnahmen beispielhaft beobachten; der neue Kanal wird an seinen Seiten von künstlich angelegten Biotopen und Ökooasen begleitet.
Auf dem Rückweg zum Hotel wurde noch ein Halt in Neuburg an der Donau eingeschoben, um vorrangig das historische Gebäudeensemble des Altstadtkerns anzuschauen.
Den Abend verbrachten die Teilnehmer bei einem gemeinsamen Essen im Hotel.
Der letzte Exkursionstag begann mit einem Halt am Fuße des Dohlenfelsens, einem markanten Rifffelsen bei Konstein im Wellheimer Trockental, dem ursprünglichen Lauf der Donau. An diesem Standort ging Dr. Moldenhauer an Hand einer großmaßstäbigen geologischen Karte vorrangig auf das Gewässernetz des Raumes ein und erläuterte anschaulich dessen Genese. Fragen des Flussverlaufs, der Flussanzapfung sowie der Veränderung der Entwässerungsrichtung wurden an dieser Stelle diskutiert.
Im Anschluss erfolgte der Besuch des Bürgermeister-Müller-Museums in Solnhofen. Hier wurde bei einer ausgezeichneten Führung an ausgewählten Exemplaren die Vielfalt der Fossilienwelt vorrangig aus den Plattenkalken der Jura-Stufe des Malm Zeta 2, den so genannten „Solnhofer Schichten“, vorgestellt, wozu nicht nur Lebewesen des Meeres, sondern auch Landorganismen und Beherrscher des Luftraumes zählen. Nebst zwei Originalexemplaren des Archaeopteryx (Urvogel) gehört ein Fischliflinz, eine über 3 m große Platte mit rd. 1400 kleinen Knochenfischen zu den Prunkstücken der Ausstellung.
Nach dem Rundgang fand auf ebenfalls kompetente Weise die Vorführung einer Lithographie bis hin zum Druck mittels einer Handpresse statt, ein für die teilnehmenden Kartographen mit Spannung erwarteter Programmpunkt, wurden doch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch viele Karten in diesem Verfahren reproduziert.
In Ergänzung zum Museumsbesuch wurde im Anschluss ein kurzer Halt in einem nahe gelegenen Steinbruch auf der Langenaltheimer Haardt eingeschoben, in dem die Teilnehmer Gelegenheit hatten, sich selber auf Fossiliensuche zu machen. Zum Nachmittagsprogramm gehörte ein Rundgang entlang der „Fossa Carolina“, eine an dieser Stelle unweit der europäischen Wasserscheide bei Treuchtlingen-Graben gelegene wassererfüllte kurze Rinne, deren Bau 793 als erster Versuch eines Main-Donau-Kanals angesehen werden kann und auf Anordnung Karl des Großen errichtet worden sein soll, oder sogar bereits auf die Römer zurückzuführen ist.
Der anschließende Aufenthalt im wegen seines Gebäudeensembles sehenswerten Dinkelsbühl bildete den Abschluss des Programms der dreitägigen Exkursion.
Gegen 21:00 Uhr wurde der Ausgangspunkt der Exkursion am Frankfurter Hauptbahnhof erreicht.
Werner-Francisco Bär, Oberursel (Ts)