Exkursion 2001

Raum Freiburg im Breisgau, Kaiserstuhl und Südschwarzwald

Am Morgen des 26.10.2001 starteten 40 Teilnehmer am Frankfurter Hauptbahnhof zur 19. Exkursion der Sektion Hessen. Erster Programmpunkt mit kartographischen Schwerpunkt war der Besuch des Fachbereichs Geoinformationswesen der Fachhochschule Karlsruhe - Hochschule für Technik, den Prof. H. Kern freundlicherweise vorbreitet hatte. Im Gebäude des Studiengangs Kartographie und Geomatik (K) begrüßte Prof. Dr. Christian Hermann als Prodekan des Fachbereichs und Studiengangleiter, zugleich namens des verhinderten Dekans des Fachbereichs Prof. Dr. Tilman Müller die Besucher, zu denen heir zwei weitere Teilnehmer gestoßen waren. Zusammen mit Prof. Kern gab er sodann einen Überblick über die Aspekte der beruflichen Ausbildung, insbesondere der Einführung eines Studienganges Bachelor of Science, der im darauf aufbauenden Internationalen Master-Studiengang Geomatics zu einem international anerkannten Abschluss führt. Dieses Thema wurde anschließend von Prof. Dr. Peter Freckmann weiter erläutert und vertieft. Beim anschließenden Rundgang durch die Räume im Gebäude K erläuterten Prof. Hermann und Herr Ansgar Jöbkes Diplom- und Studienarbeiten im PC- und MAC-Pool, z.B. multimediale Touristik-Werbung. Nach einem kleinen Fußweg über den Campus wurden die Präsentationen im LI-Gebäude fortgesetzt. Hier stellte Prof. Kern Diplom- und Studienarbeiten zur Nutzung globaler Netze für die Lösung kartographischer Probleme vor. Abschließend konnten im GIS-Labor bei Prof. Schweinfurth und Herrn Georg Held Studienarbeiten gezeigt werden, die erste Lösungen bei der Hotel- und Wegefindung in einem virtuellem Stadtplan zum Inhalt haben. Im Rahmenprogramm konnte an einer Führung durch die Ausstellung „Spätmittelalter am Oberrhein – Maler und Werkstätten 1450-1525“ in der Staatlichen Kunsthalle Karslruhe teilgenommen werden. Nach dem Mittagessen in der Mensa bzw. einer kleinen Stärkung in der Cafeteria wurde die Weiterfahrt nach Freiburg i.Br. angetreten. Dort schlossen sich 3 weitere Teilnehmer der Gruppe an.

Nachdem die Zimmer in den Hotels „Am Stadtgarten“ bzw. „Kolping“ bezogen waren, trafen sich die Teilnehmer zu einem Stadtrundgang, der den geographischen Schwerpunkt des Tages bildete und die Lage der Stadt und ihre Entwicklung von der Gründung bis ins 18. Jahrhundert zum Thema hatte. Er stand unter Leitung von Dr. Johannes Ries vom Institut für Physische Geographie der Universität Frankfurt, der die Exkursion auch an den folgenden Tagen führte. Durch den Stadtgarten ging es zur Talstation der Schlossberg-Bahn. Wer nicht so gut zu Fuß war, konnte die Seilbahn benutzen, die anderen stiegen den steilen Pfad hinauf. Oben ging es ein Stück mäßig ansteigend bis zum Kanonenplatz, von dem der Blick ins Dreisamtal, auf die Stadt, in die Rheinebene geht, und bei klaren Sichtverhältnissen bis zu den Vogesen reicht.


Blick auf Freiburg i. Br. Vom Kanonenplatz am Schlossberg aus erläutert Dr. J. Ries Lage, Entstehung und Entwicklung der Stadt (Foto Bär)

Der Platz eignete sich gut, um die Stadien der Stadtentwicklung zu erläutern, insbesondere auch den Wiederaufbau der durch den Luftangriff vom 27.11.1944 zerstörten Stadtquartiere. Beim anschließenden Rundgang durch die Altstadt wurden in erster Linie die Sehenswürdigkeiten, wie Münster, Rathaus, Stadttheater und Universität gezeigt, aber auch die neuere Stadtsanierung, wie das Projekt „Konviktstraße“. Der weitere Abend stand zur freien Verfügung.

Das Thema der Stadtrundfahrt am Samstag, 27.Oktober, war die Stadtentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert. Von den Hotels ging die Fahrt durch die Karlstraße ins ehemalige Dorf Herdern, das sich durch seine gründerzeitlichen Villen und Einzelhausbebauung als bevorzugtes Wohngebiet ausweist, ein Trend der bis heute anhält. Im Stadtteil Stühlinger mit seiner Blockrandbebauung aus der gleichen Zeit wurde die soziale Differenzierung der Wohnquartiere deutlich. Vorbei am Stadtteil Weingarten mit seiner Hochhausbebauung der 1970er Jahre führte die Fahrt zum jüngsten städtebaulichen Projekt „Rieselfeld“. Seit 1994 entsteht ein Stadtteil für 10.000 bis 12.000 Menschen von hoher urbaner Qualität. Vielfältige Bau- und Wohnformen sowie eine gute private und öffentliche Infrastruktur mit Grundschule, Gymnasium, Kindergärten, Kirchen, Sport- und Freizeiteinrichtungen sowie Einkaufsmöglichkeiten und private Dienstleistungen machen den Stadtteil nahezu autark. Die Stadtbahn bringt die Bewohner aber auch andererseits schnell in die Kernstadt. Nächstes Ziel – womit der geomorphologische Teil der Exkursion begann – war Bahlingen am Nordostrand des Kaiserstuhls.


Exkursionsgruppe bei der Begehung des Weinortes Bahlingen am Kaiserstuhl (Foto Mehlitz)

Blick zur hoch gelegenen Bergkirche von Bahlingen, vor der einige Exkursionsteilnehmer auszumachen sind (Foto Mehlitz)

Von dort führte eine Wanderung durch die Weinberge zum Gasthaus Bad Silberbrunnen, wo der Bus die Wanderer wieder aufnahm. Auf dem Weg dorthin bot sich vielfältig die Gelegenheit, die Entstehung des Oberrheingrabenbruchs und die klimatisch/botanische Sonderstellung des Gebietes – z.B. Lößhohlwege mit ihrer typischen Begleitflora – an Ort und Stelle zu erläutern.


Mächtiger Einschnitt eines Lösshohlweges am nördlichen Rande von Bahlingen mit typischer Robinien-Vegetation, die das Herausbrechen von Lösspartien fördert und damit zur Versteilung der Wand beiträgt. (Foto Bär)

Die nächste Wanderung begann auf der Höhe des ehemaligen Kraterrandes des Kaiserstuhlvulkans und führte über den Badberg nach Vogtsburg. Nun stand der Vulkanismus im Vordergrund.


Im Vordergrund breit angelegte Terrassen mit Weinanbau am Rande des Badbergs, beobachtet auf der Wanderung nach Vogtsburg. In der Ferne die Orte Schelingen und Oberbergen (Foto Bär)

An verschiedenen Aufschlüssen konnten die unterschiedlichen Auswurfsmaterialien gezeigt werden. Aber auch die Anstrengungen, die vom Natur- und Landschaftsschutz unternommen werden müssen, um die reichhaltige Trockenrasenflora und –fauna zu erhalten, wurden in diesem Zusammenhang besprochen. Wir haben es hier mit der paradoxen Situation zu tun, dass eine durch jahrhundertelange Weidewirtschaft entstandene wertvolle Tier- und Pflanzengemeinschaft nur dadurch erhalten werden kann, dass der Mensch weiterhin in die Natur eingreift und die Flächen regelmäßig mäht, um eine Verbuschung zu verhindern, die in wenigen Jahren zur Wiederbewaldung führen würde.


Aufschluss am Haselschacher Buck oberhalb des Badberges. Dr. Ries erklärt die Bestandteile des ehemaligen Basaltlavastroms, an dem sich die konzentrischen Abkühlungsrisse erkennen lassen. Darüber liegt ein geringmächtiger Rendzinaboden (Foto Bär).

Nach dem Mittagessen im Gasthof „Rössle“ in der Altvogtsburg führte die dritte, letzte Wanderung am Fuße des Badbergs entlang nach Oberbergen. Eine warme Quelle am Wegesrand zeigte, dass der Vulkanismus noch nachwirkt. Ein Stück weiter war eine fast senkrechte Wand aus im Vulkanschlot aufgeschmolzenen Jurakalken zu besichtigen. Oberhalb von Oberbergen kam noch einmal der Weinbau zur Sprache. Von diesem Standort aus waren sehr schön die Unterschiede zwischen alter und neuer Terrassierung zu erkennen. Die Erläuterung der Vor- und Nachteile der Rebflurbereinigung leitete über zum Thema Weinbau, das in der Winzergenossenschaft in Oberbergen bei einer Weinprobe vertieft wurde. Im Weingut und Straußwirtschaft „Vogel“ wurde anschließend zu Abend gegessen und nochmals verschiedene „Kaiserstühler“ probiert. Danach ging es auf kürzestem Weg zurück nach Freiburg.

Am Sonntag stand noch ein reichhaltiges Programm an, bevor es zurück nach Frankfurt ging. Durch den südlichen Vorort Wiehren führte die Fahrt nach Günterstal, wo die Durchfahrt durch den Torturm, den auch die Straßenbahn nimmt, etwas Kopfzerbrechen machte, weil die Oberleitung abgesenkt ist und daher für den Bus nicht viel Luft blieb. Aber nach genauem Anvisieren brachte der Fahrer den Bus heil hindurch und ersparte sich und den Insassen einen kilometerlangen Umweg. An der Talstation der Schauinslandbahn wurde umgestiegen, und während der Bus auf kurvenreicher Strecke hinauffuhr, brachte die Kabinenbahn, jeweils sieben Personen fassend, die Gruppe nach und nach auf die Höhe. Nachdem alle oben eingetroffen waren, wurde noch einmal zurückgeblickt auf die Oberrheinebene mit dem Kaiserstuhl und dabei die Temperatur- und Niederschlagsbedingungen zwischen Vogesen und Schwarzwald erläutert. Ein kräftiger frischer Wind gab einen Vorgeschmack auf die künftige Witterung.


Beim Rundgang auf dem Bereich des Schauinsland-Gipfels Blick zum südöstlich davon gelegenen Feldberggebiet (Foto Mehlitz)

Bei dem anschließenden Rundgang um den 1284 m hohen Schauinslandgipfel waren der frühere Bergbau und seine Einflüsse auf die Region der Einstieg in die Problematik der Naturbelastung durch den Menschen, der durch Touristik und hier insbesondere der Wintersport zu der hohen Belastung beiträgt. Die Vergletscherung des Südschwarzwaldes während der Eiszeiten und die daraus resultierende Karbildung um den Gipfel des Schauinsland wurden an den Beispielen der Kappeler Wand im Norden und dem Gegendrum-Kar im Süden vorgestellt. Dies war sozusagen der Auftakt zu dem Thema, das am Nachmittag im Feldberggebiet ausgiebige erläutert und vertieft werden sollte. Dorthin ging es mit dem Bus über Notschrei, Muggenbrunn, Todtnau und Brandenberg zur Mittagspause. Danach wurde beim Feldberger Hof nochmals die Problematik Schilauf und Offenhalten von ursprünglich durch den Menschen geschaffenen Freiflächen aufgenommen, ehe der Abstieg zum Feldsee begann. Unten angekommen befand sich die Gruppe sozusagen in dem klassischen Kar des Schwarzwaldes: Der Feldsee fast kreisrund, auf drei Seiten sehr steile, von senkrechten Felswänden durchzogene Hänge, insbesondere auf der Westseite, der Seite des Hauptschneeeintrags.


Halt am Feldsee, einem nahezu kreisrunden, bis zu 32 m tiefen Kar, Ausgangsbereich des in östliche Richtung führenden pleistozänen Seebachgletschers (Foto Mehlitz)

Von hier aus nahm der Seebach- oder Feldberg-Gletscher seinen Anfang, der zur Zeit seiner größten Ausdehnung bis Neustadt reichte. Die längste Zeit – man spricht von der Haupteisrandlage – reichte der Gletscher bis zum Titisee, der als Zungenbeckensee hinter dessen Stauchendmoräne liegt. Im Seebachtal lassen sich wie in den Nachbartälern drei weitere Stände der Gletscher nachweisen. Allerdings sind die Moränen nicht überall erhalten. Nach der Wanderung durch das Seebachtal erreichten die Teilnehmer bei Hinter-Bärental den Bus und traten die Heimreise an. Vorbei am Titisee bewegte man sich im danubischen Flachrelief, d.h. in einem Gebiet, das einstmals zur Donau hin entwässerte. Das änderte sich bei Hinterzarten, wo sich die Straße nach Eintritt in das rhenanische Steilrelief in vielen Kurven und Kehren hinab ins Höllental windet. Durch das Dreisamtal erreichte der Bus Freiburg, wo der Exkursionsleiter Dr. Ries und zwei Teilnehmer die Gruppe verließen.


Alle Höhepunkte der Exkursion zeichnerisch zusammengefasst

Nach zügiger Fahrt, nur von einer kurzen Pause unterbrochen, erreichte man Frankfurt am Main zwar später als geplant, aber für die Auswärtigen noch rechtzeitig genug, um die Anschlüsse für die Weiterfahrt nach Hause zu erreichen. Damit fand wiederum eine gelungene Exkursion ihr Ende. Allen, die an Planung und Durchführung mitgewirkt haben, sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt.

Helmut Uhrig, Hafenlohr

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© Sektion Hessen der Deutschen Gesellschaft für Kartographie